Dein Schutzengel
Er hält dein Schicksal in der Hand,
beschützt dich, ohne zu säumen,
knüpft mit dir ein Treueband,
begleitet dich in Träumen.
Deinen Weg zu jeder Zeit
auf sich're Pfade lenken,
will er dich mit Besonnenheit,
mit Redlichkeit bedenken.
Du wirst ihn doch nur dann gewahr,
in hoffnungslosen Stunden,
angesichts größter Gefahr,
die du hast überwunden.
Er wird dir auch im tiefen Traum
nie seinen Namen nennen,
schwebend zwischen Zeit und Raum,
wirst du ihn dennoch kennen.
Geduldig blickt er zu dir nieder,
bewacht dein Wohlbefinden,
versucht dich stetig, immer wieder
zu bewahr'n vor bösen Sünden.
Er ist ein Ebenbild von dir
und wohnt in deinem Herzen,
bekommt kaum einen Dank dafür,
hilft dir bei Seelenschmerzen.
Ein Wesen aus dem Paradies -
es kann nur einzig dein -
gebettet sanft im Traumland süß -
Schutzengel von dir sein.
Wolfgang Kappes

Wo man Engel sieht
Wenn sich ein Regenbogen über den Himmel spannt,
dann gehen die Engel darauf über das Land.
Wenn ein silberner Stern durch die Wolken schnuppt,
kann es sein, dass er sich als Engel entpuppt.
Wenn uns am Abend die Sonne rot brennend verlässt,
dann feiern die Engel über den Bergen ein Fest.
Und wenn’s leise flüstert: „Ich hab dich gern!“,
dann ist ein Engel gar nicht so fern.
Andrea Schacht

Der Schutzengel
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,
wenn ich erwachte in der Nacht und rief.
Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen
ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.
Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,
und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, -
du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,
der dich ergänzt in glänzendem Relief.
Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.
Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,
ich bin das langsame und bange Amen,
das deine Schönheit scheu beschließt.
Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,
wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien
und wie Verlorengehen und Entfliehn, -
da hobst du mich aus Herzensfinsternissen
und wolltest mich auf allen Türmen hissen
wie Scharlachfahnen und wie Draperien.
Du: der von Wundern redet wie vom Wissen
und von den Menschen wie von Melodien
und von den Rosen: von Ereignissen,
die flammend sich in deinem Blick vollziehn, -
du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,
aus dessen siebentem und letztem Tage
noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage
verloren liegt...
Befiehlst du, daß ich frage?
Rainer Maria Rilke

Engel des Lichtes
Hast Du
den Engel des Lichtes
gesehen
sanft streift er
durch
die Nächte der Welt
legt hier
die Hand auf ein Stöhnen
blickt dort
voll Erbarmen
der Angst in die Augen
und sagt in den
Schrei der Verzweiflung
sein lichtendes Wort
hast du
den Engel des Lichtes
gesehen
hier war er
und dort
und doch überall
er streift durch
die Nächte der Welt
und gräbt
in die Finsternis tief
den Samen
des ewigen Morgens
streut Schweigen
in jegliche Not
hast du
den Engel des Lichtes
gesehen
du findest ihn
immer
in dir
(Annette Soete)
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